Biografie

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Der Komponist Othmar Schoeck wurde am 1. September 1886 als vierter Sohn des Landschaftsmalers Alfred Schoeck und der Hotelierstochter Agathe Schoeck-Fassbind in Brunnen geboren. Othmar und seine drei Brüder Paul, Ralph, Walter wuchsen hier, in der vom Vater gebauten Villa Eden auf, und blickten später stets auf die Kindheit in Brunnen als idyllische Zeit zurück. Zunächst wollte Othmar Maler werden wie sein Vater, dann entschied er sich aber für die Musik. Er studierte unter Friedrich Hegar am Konservatorium Zürich und unter Max Reger an der Musikhochschule Leipzig. Danach liess er sich in Zürich nieder, wo er als Komponist, Klavierbegleiter und Dirigent arbeitete. Über zwanzig Jahre lang war er Chefdirigent des Stadtorchesters St. Gallen. Er ist am 8. März 1957 in Zürich gestorben.

Schoeck blieb zwar bis zu seinem Tode 1957 in der Limmatstadt wohnhaft, aber er besuchte immer wieder das Familienheim in Brunnen, das für ihn stets ein Hort glücklicher Jugenderinnerungen und ein künstlerisches Refugium blieb. Zu den grossen Werken, die Schoeck ganz oder zum Teil in Brunnen komponierte, gehören die Trommelschläge für Chor und Orchester sowie die Opern Massimilla Doni und Das Schloss Dürande. Das Klavier, worauf er damals nachts arbeitete, steht noch heute in einem kleinen Raum neben dem Atelier in der Villa Eden.

Brunnen war als beliebter Ferienort der Aristokratie und des kunstinteressierten Bürgertums ab Mitte des 19. Jahrhunderts ein erstaunlich kosmopolitischer Ort. William Turner malte hier die gleiche Aussicht, die Schoeck später vom Fenster der Villa Eden tagtäglich genoss, wenig später wollte Wagner hier sein Festspieltheater errichten, und in einem Garten hinter der Villa liess einst Ludwig II. von Bayern seine Lieblingsstellen aus den Klassikern von Josef Kainz vortragen. Als Kind eines Malers und einer Hotelierstochter kam Othmar ganz natürlich mit allen Arten von Künstlern in Berührung, die sich in den Ferien hier aufhielten. Und später wurde die Familienvilla zum Fokus eines neuen Netzwerks von Künstlern, die sich um Schoeck sammelten. Schriftsteller wie Hermann Hesse und Meinrad Inglin, und Komponisten wie Fritz Brun und Volkmar Andreae gingen damals alle hier ein und aus.

Die Musik Othmar Schoecks wurde zu seinen Lebzeiten von den führenden Dirigenten aufgeführt, von Wilhelm Furtwängler bis Fritz Busch und Karl Böhm. Seine Opern wurden ab der Penthesilea 1927 an den Staatsopern von Dresden und Berlin uraufgeführt, und die renommierten Sänger des 20. Jahrhunderts setzten sich für sein Werk ein, von Karl Erb bis Dietrich Fischer-Dieskau. Schoecks Musik hat in den vergangenen Jahren vermehrt international Beachtung gefunden, nicht zuletzt in England und Amerika – so erkor etwa Alex Ross, Kritiker des New Yorkers, die Aufnahme des Notturno von Christian Gerhaher als eine der zehn besten CDs im Jahr 2009.

Das Othmar Schoeck Festival, das teils in der Familienvilla stattfindet, soll vor allem dazu dienen, seine Werke in der schweizerischen und internationalen Öffentlichkeit zu verankern und zu einer erneuten Auseinandersetzung mit seinem Leben und Werk hier, an seinem Geburtsort, anzuregen.

Text: Chris Walton